Lochkamera - angewandte Low Tech 25. Februar 2015, 00:29
von Marauder
Die Lochkamera ist im Prinzip die einfachste mögliche Kamera und kommt ohne Linse aus. Das Bild entsteht, indem ein nadelfeines Loch den größten Teil der Lichtstrahlen bis auf ein kleines Bündel ausfiltert.
Gehäuse
Das Gehäuse der Kamera besteht aus 5mm starkem Sperrholz. Die Kurbeln für den Filmtransport sowie der Verschluß bestehen aus runden Holzscheiben, wie sie auch dazu verwendet werden, ausgebohrte Astlöcher zu verschließen. Als Griffe dienen kurze Holzstäbchen aus Schaschlikspießen. Die Laufflächen wurden mit weichem Stoff beklebt, dieser dient zusätzlich auch als Schutz vor Streulicht.
Rückansicht
Damit das Scharnier der Rückklappe sicher hält, ist ein Stück Holzleiste auf die Rückklappe aufgesetzt. Um einfallendes Streulicht zu vermeiden, sind alle Fugen am Gehäuse zudem mit Silikon abgedichtet.
Innenansicht
Insbesondere das Gehäuseinnere ist schwarz lackiert, um Störungen durch reflektiertes Streulicht zu vermeiden.
Patronenkammer
Die Patronenkammer verfügt an der unteren Seite (im Bild rechts) über eine Aussparung für die hervorstehende Filmmspule. Als Achse für die Rückspulkurbel dient ein dicker Nagel mit gespaltenem Kopf, der so in die Filmspule hinein greift.
Rückklappe
Die Rückklappe ist beiderseits mit Fensterdichtung aus Molosgumme (E-Profil) abgedichtet, welche sich als Rest noch im Keller fand. So wird unerwünschter Lichteifall vermieden. Die Dichtungsstreifen in der Mitte der Platte drücken den vorbeilaufenden Film möglichst gelichmäßig eben an das Filmfenster an.
Filmfenster
Das Filmfenster begrenzt den Bildbereich, in dem der Filmstreifen belichtet wird. Die Abmessungen entsprechen etwa 2,5cm x 3,5cm und damit grob dem Kleinbildformat (24mm x 36mm). Etwa in der Bildmitte befindet sich die Innenseite der Lochblende. Hier wurde die Frontplatte mit einem Kegelsenker (kegelförmiger Bohrkopf) ausgedünnt und schließlich mit einer Pinnwandnadel durchgestochen.
Verschluss
Der Verschluss ist mit einer einzelnen Shcraube fixiert und wird durch drehen zur Seite geschwenkt, so daß er die Lochblende frei gibt. Die Bohrung im Verschlussdeckel ist dabei geringfügig größer als der Schraubendurchmesser, um den Verschluß problemlos bewegen zu können.
Filmtransport
Die Spule für den Film (in der Bildmitte) besteht aus einem 10er Holzdübel, in den ein Schlitz eingefräst wurde. Der Film muß beim Einlegen etwas zugeschnitten werden, so daß er von der Spule gegriffen und gleichmäßig aufgenommen wird. Links daneben befindet sich die Walze für den Bildanzeiger. Sie besteht ebenfalls aus einem 10er Holzdübel und verfügt über 8 Zähne, die von der Filmperforation bewegt werden. Die Zähne bestehen aus in Bohrlöcher eingeleimten Zahnstocherstücken, die spitz zugeschliffen wurden. Um dem Zahnkranz ausreichend Lauffreiheit zu gewähren, wurde in den Rahmen des Filmfensters (links im Bild) eine Kerbe gefräst. Die Achsen der Spulen bestehen jeweils aus 2-3 mm starken Nägeln. Die zuerst verwendeten Holzachsen aus Schaschlikspießen halten der Belastung auf Dauer nicht stand.
Bildanzeiger
Der Zahnkranz des Bildanzeigers (siehe auch Filmtransport) dreht einen kleinen Holzkeil auf der Oberseite des Kameragehäuses. Jede volle Drehung dieses Zeigers entspricht einem weiteren Bild. Zur Orientierung ist außerdem eine fixe Markierung auf dem Gehäuse angebracht (heller Strich unten im Bild).
Negativstreifen
Auf dem entwickelten Film ist gut zu sehen, daß der Abstand zwischen den einzelnen Negativen variiert und auch deutlich größer ist als bei einem gewöhnlichen Kleinbildfilm. An den Rändern der Negative werden zudem die Unebenheiten am Rahmen des Filmfensters erkennbar. Diese Abweichungen entstehen dadurch, daß die Einzelteile der Kamera nicht millimetergenau gearbeitet sind. Für die Verarbeitung des Films im Labor stellen sie jedoch kein Problem dar.
Fehlerhafte Lochblende
Im ersten Versuch ist die Bohrung der Lochblende nicht ganz gerade gelungen, so daß nur ein Teil des Films korrekt belichtet wurde. Das Ergebnis sieht man im Bild (eine Mauer mit hölzernem Tor und Zaun). Um den Fehler zu beseitigen, wurde die Lochblende ausgebohrt, ein passendes Holzstück eingesetzt und eine neue, diesmal saubere, Lochblende gestochen.
Blumen
Blühende Kapuzinerkresse und Veilchen im Kübel.
Eberbach
Eine Stadtansicht von Eberbach am Neckar, aufgenommen vom Ohrsbergturm.
Bahnhof Eberbach
Der Bildinhalt selbst ist relativ belanglos, hier zeigt sich aber, wie überraschend detailreich eine Lochkamera abbilden kann, wenn Motiv und Kamera wirklich frei von Bewegung sind.
Schuppen am Weg
Entstanden an einem sonnigen Tag und entsprechend kontrastreich und scharf. Als Unterlage diente (wie so oft) ein Zaunpfosten.
Dorf im Odenwald
Ansicht eine Dorfes im Odenwald, entstanden an einem hellen, aber giesigen Tag.
Schuppen im Abendlicht
Der schon bekannte Schuppen am Weg, aufgenommen aus einer anderen Perspektive in der einsetzenden Abenddämmerung eines sonnigen Tages. Das Dämmerlicht läßt das Motiv weich und schemenhaft wirken.
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